lirik lagu rag - nackte stadt
[ i – aphroe ]
häh? was? mein wecker!
er griff zum feldstecher
vertrauen soll ja gut sein, aber kontrolle ist besser
gerade jetzt gibt sie sich nackt die blöße
ich mach die wachablöse
lauf seit der paralyse
erst auf zu wahrer größe
nichts entgeht meinem nachtsichtgerät
und meiner hi-8-kamera, die auf dem nachttisch steht
die auf longplay alles saved, wenn der wachmann verschläft
damit die schönheit der nachbarn im auge des betrachters liegt
denn seit mich meine frau verließ, hing ich nur zuhaus und schlief
war ganz objektiv und hab den ganzen block in meinem archiv
[ ii – pahel ]
von wegen rausch ausschlafen, ich muss raus auf die straßen
auch wenn da mehr grün-weiße wagen kreuzen als zebras streifen haben
aber egal, solange sie nicht mit mir im gleichschritt fahren
geschweige denn mich scannen, und gleich hier neben mir parken
ok – da sind die brüder wieder, jetzt muss ich eben an der ecke warten
kurz checken, dann stecken schraubenzieher im zigarettenautomaten
der hebel zeigt seine wirkung und legt die kleingeldk-ssette frei
bei den aktionen mit der eisensäge war es immer ‘ne riesenschlepperei
jetzt pack ich noch’n päckchen lights, oder drei, bevor ich weglauf
andere zerstückeln ihre opfer, aber ich? ich mach ‘n tag drauf
[ iii – galla ]
ich schmeiss das neuste raus, als zeitungsjunge in jedes haus
der paperboy geht morgens raus, ich wuchs hier auf, mein weg vertraut
der fuss verstaucht vom letzten tag, ich hetzte gestern einem nach
der meinem bezirk die zeitung stahl. dich krieg’ ich noch, beim nächsten mal!
erste haltestelle – bus stop die sammelquelle
thermosflasche in die jacke – hält mich warm wie d-cke felle
letzten fünf mark parat, steuer richtung neuer park
ziel der kippenautomat, der eh schon auf der strecke lag
einer muss den job ja machen, zwischendurch mal eine paffen
schmeiß das silberstück mit wappen in den kasten. schluss mit schmachten
höre es klacken, doch nicht rasten, drücke rückgabetasten
werd mich mit dir bef-ssen, schuldest mir den letzten tacken!
[ iv – pahel ]
das zahlenschloss an meinem damenrad befreit mich von der nachtschicht
pedalen drücken mich heimwärts, das morgenrote zwielicht zeigt sich
bereinigt meine mimik vom lächeln, das in der klinik über mich reinbricht
lästig wie der busfahrer mit seinem kleinkrieg
stresste mich unheimlich, wenn er wegfuhr, bevor ich einstieg
weshalb mich da auch nicht mal mehr ein richtiger kerl reinkriegt
ich fahr im scheinwerferlichtermeer, als ob ich ganz sicher wär
und seh außer dem bl!ckfänger am betonmischer keine gesichter mehr
[ v – aphroe ]
ich geb mir mehr als mühe, in aller herrgottsfrühe
damit ich ihren verkehr beflügle, über teerbezüge
kenn ihre kurven schon zur genüge. brachte sie in form
ihren s-xy beton, in der sechsten saison
jetzt rollen die autokolonnen, obwohl ich selbst nix inner garage hab
mach urlaub auf’m balkon, hauptsache zu haus wird die baggage satt
ich bin ihr wichtigster mann hier draussen, würd’ gern den presslufthammer tauschen
konnt’ mich nie daran gewöhnen, wie an das saufen
pflastere bürgersteige, für hektische übereile
ohne unserer planierraupen würd das ganze anders laufen
man sagt “the city never sleeps” – jau man sieht’s:
“wenn du dich und dein zweirad liebst, schwester, dann schieb’s!”
[ vi – galla ]
selbstredend kenn’ ich jeden zentimeter dieser gegend
im halbstundentakt durch die stadt nenn ich prägend
muss den bus bewegen, am besten ist es bei regen
wenn reifen pfützen streifen, tragen brocken w-sserschäden
frust ablegen fällt nicht schwer, bin chef im nahverkehr
sehe es im spiegel wie ihr rennt, kommt ruhig näher – die klapptür klemmt
[ vii – aphroe ]
also, else, wenn ich irgendwas auf den tod nicht ausstehen kann
dann die verlogenen, laut tobenden gören vonne’ ausländern
also letztens war ich ja schon wieder drauf und dran
weil man bei uns auf`m hof ja auf verlangen die wäsche aufhängen kann
da p-ss ich mal `nen tag nicht auf, dann sehen die sachen aus
als hätt der vfl die angehabt im matsch – total versaut!
dat neue “kinder verboten” schild ham die auch geklaut
und mein zivi, der sauhund, liegt den ganzen tag auffer faulen haut
kerl, nicht mal ich fahr mit`m aufzug innen ersten stock
ja wat is noch? hier ist dein wischmopp und der hausflur blitzt gleich tiptop!
man kann nur froh sein, dat unser gunther beim bund war
der stand zwar ziemlich dumm da, ohne dunja nach dem grundjahr
nur bei omma taucht ja keiner auf, ausser wenn er scheine braucht
mein buckel wird nur immer krummer, rutscht ihn mir doch alle runter!
[ viii – pahel ]
asb steht bei mir für asoziale saubande
als sie das mit dem zugzw-ng rausfanden, war klar, d-ss ich bei der schlecht gelaunten frau lande
aber das werd ich nochmal mit dem vorstand aushandeln
und meine zentrale, wie meinen kl-ssenraum in mein zuhause verwandeln
puh, jetzt hatt ich aber gerade echt mal `nen kr-ssen traum
aber hier funktioniert das wohl kaum mit dem kaffeek-sse klauen
dafür bin ich zu paranoid. ich kann mich ja nachts nicht mal auf die straße trauen
wenn man einen durchzieht, werd ich aktiv und ich hab immer genug rasen zum bauen
[ ix – galla ]
markier mein revier, vertrete mir vier kurze beine
komm gib mir tiernamen, leg mich an die lange leine
mittlerweile braucht man waffenscheine für meine r-sse
p-ss’ euch an die karre, glaub mal nicht, das ich die chance verp-sse!
ist ja sonst nicht meine art – jeder hat so seinen part
an kraft und m-sse nicht gespart, f-sse zu, nichts ist zu hart
was mich ankotzt, er protzt permanent mit mir als sieger:
guter kiefer, hört auf`s wort, hat starke glieder
der maulkorb für`n arsch, das halsband muss ich auch nicht lieben
drei reihen nieten sind schon ganz schön übertrieben
wäre gern wie der da drüben: klein, schmächtig und zurückgeblieben
tagelang nur auf dem sofa liegen, statt den d-cken schieben
[ x – aphroe ]
bin gerade 13 jahre, mach gern auf hart, doch hab `ne weiche schale
und pech mit meinen alten, weil ich keine reichen habe
aber ihr portemonnaie lag oft und eh zum greifen nahe
womit ich meine handyrechnung jetzt schon leicht bezahle
hab immer scheine auf der tasche und hehl heisse ware
auf`m schulhof raubkopien und neue nike-paare
ich steh nie wirklich für die scheisse, die ich mir leiste, gerade
weil ich ja nicht wie mein vater täglich auf streife fahre
mutter – du und ich verstehen uns blind..sogar mit zeichensprache
ich greif mir das ersparte, du deckst mich wie weisse farbe
du kennst die preislage. apropos zeitfrage, edeka sucht noch `ne k-ssiererin für `ne zweitfiliale
[ xi – pahel ]
ich fahr`n schwarzen gti, mit weissen tigern beklebt
getönte scheiben, servolenkung, breite reifen, tiefergelegt
spiel sas in ‘ner band und häng nicht rum im jugendzentrum
die mich nicht kennen, denken ich wär inner gang, dabei studier ich bwl
hab ‘ne frau und ‘n haus in der türkei
geh in die moschee, bin eher so der conscious guy
chill mit meinem cousin, der kam jetzt gerade mit seinem pitbull vorbei
und hat`n h-ss auf seine ex-perle
die, wie er sagt, so kr-ss süchtig nach s-x wäre
er hat den verdacht, sie macht sich nacht für nacht am fenster frei
[break]
[ xii – pahel ]
vergilbt, dreckig, verraucht
ist die theke an der ich stehe – und meine seele auch
mehr schlägereien beendet als ‘n profiboxer für seine karriere braucht
und wirklich jeder, aber auch alle, heulen sie sich bei mir aus
zapfen nervenstärke an wie ich das f-ss mit gerstensaft, den man braut
wie die city zusammenhängt hab ich längst durchschaut
die, die sich mir öffnen, zeigen mir, wer was kann oder wer nichts taugt
bei dem, der untergeht, ist abzusehen, das er hier auftaucht
raushaut wer gerade was, wo, mit wem aufbaut
über kurz oder lang sein krankes ego auftaut
nachbarschaftspflege durch leeres gerede der ehre beraubt
aber zum glück sind hier ja mehrere taub
[ xiii – galla ]
ich brauch den duft, den der tag nicht ausspuckt, atme frische luft
feigheit vor dem feind sucht schutz in der dunkelheit
weit und breit keine menschenseele, stürz mich in die leere
h-sse meine spezies – des schöpfers ärmste geste
erst war es nur ein stiller drang, ich fing an mit meinem verlangen
nur wo sie nicht waren, gab’s für mich auch keinen verfolgungswahn
sie sagten ich wär krank, nannten mich den schattenmann
die parkbank war der gegenstand, auf dem ich noch zur ruhe fand
ich mit mir und keiner hier, die schattenwelt ist hauptquartier
das selbstgespräch, das ich hier führ’ interview mit einem vampir
[ xiv – aphroe]
alles was nach mitternacht draussen noch schritte macht
ist schon potenziell kriminell und gehört sicher hinter gitter gebracht
punker, dealer, graffitisprüher; hoffe alles wird wie früher
zucht und ordnung, respekt vor`m gesetzeshüter
ihr seid schlechte lügner und mir sehr verdächtig
mein instinktiver riecher funktioniert verlässlich
alles im leben rächt sich, von wegen ungesetzlich!
ne eingehende leibesvisite ist nur berechtigt
ausweis! taschen leer! na, wo haben wir das denn her?
behandel’ hascher gern als ob sie schwer bewaffnet wär’n
mir ist der knast zu leer, wer will meine macht spüren?
angst vor wachtürmen? zum haftrichter – abführen!
[ xv – galla ]
ich mag es kurz und knapp, doch am liebsten splitternackt
wenn mein freund seine arbeit macht, gehe ich zur uni und stehe akt
studenten packt der ehrgeiz, ich weiß was sie an mir so reizt
sie malen wie ich die beine spreiz’, und das beflügelt meinen geist
ist halt mein geheimnis. jeder sollte seins bewahren
höhepunkt kommt spät am abend, stell mich in den fensterrahmen
warte nur darauf mich mit seiner sicht zu paaren
die kamera, sein dritter arm, streichelt langsam meine scham
wir kommen uns entgegen, ohne das wir uns verabreden
beziehungen muss man pflegen, wenn rolläden sich bewegen
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