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lirik lagu max bruch - das lied von der glocke, op. 45

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fest gemauert in der erden
steht die form, aus lehm gebrannt
heute muß die glocke werden
frisch, gesellen! seid zur hand
von der stirne heiß
rinnen muß der schweiß
soll das werk den meister loben
doch der segen kommt von oben
zum werke, das wir ernst bereiten
geziemt sich wohl еin ernstes wort;
wenn gutе reden sie begleiten
dann fließt die arbeit munter fort
so laßt uns jetzt mit fleiß betrachten
was durch die schwache kraft entspringt
den schlechten mann muß man verachten
der nie bedacht, was er vollbringt
das ists ja, was den menschen zieret
und dazu ward ihm der verstand
daß er im innern herzen spüret
was er erschafft mit seiner hand

nehmet holz vom fichtenstamme
doch recht trocken laßt es sein
daß die eingepreßte flamme
schlage zu dem schwalch hinein
kocht des kupfers brei
schnell das zinn herbei
daß die zähe glockenspeise
fließe nach der rechten weise
was in des dammes tiefer grube
die hand mit feuers hilfe baut
hoch auf des turmes glockenstube
da wird es von uns zeugen laut
noch dauern wirds in späten tagen
und rühren vieler menschen ohr
und wird mit dem betrübten klagen
und stimmen zu der andacht chor
was unten tief dem erdensohne
das wechselnde verhängnis bringt
das schlägt an die metallne krone
die es erbaulich weiter klingt

weiße blasen seh ich springen
wohl! die massen sind im fluß
laßt’s mit aschensalz durchdringen
das befördert schnell den guß
auch von schaume rein
muß die mischung sein
daß vom reinlichen metalle
rein und voll die stimme schalle

denn mit der freude feierklange
begrüßt sie das geliebte kind
auf seines lebens erstem gange
den es in schlafes arm beginnt;
ihm ruhen noch im zeitenschoße
die schwarzen und die heitern lose
der mutterliebe zarte sorgen
bewachen seinen goldnen morgen ~
die jahre fliehen pfeilgeschwind
vom mädchen reißt sich stolz der knabe
er stürmt ins leben wild hinaus
durchmißt die welt am wanderstabe
fremd kehrt er heim ins vaterhaus
und herrlich, in der jugend prangen
wie ein gebild aus himmels höhn
mit züchtigen, verschämten w~ngen
sieht er die jungfrau vor sich stehn
da faßt ein namenloses sehnen
des jünglings herz, er irrt allein
aus seinen augen brechen tränen
er flieht der brüder wilden reihn
errötend folgt er ihren spuren
und ist von ihrem gruß beglückt;
das schönste sucht er auf den fluren
womit er seine liebe schmückt
o! zarte sehnsucht, süßes hoffen
der ersten liebe goldne zeit
das auge sieht den himmel offen
es schwelgt das herz in seligkeit
o! daß sie ewig grünen bliebe
die schöne zeit der jungen liebe!
wie sich schon die pfeifen bräunen!
dieses stäbchen tauch ich ein
sehn wir’s überglast erscheinen
wirds zum gusse zeitig sein
jetzt, gesellen, frisch!
prüft mir das gemisch
ob das spröde mit dem weichen
sich vereint zum guten zeichen

denn wo das strenge mit dem zarten
wo starkes sich und mildes paarten
da gibt es einen guten klang
drum prüfe, wer sich ewig bindet
ob sich das herz zum herzen findet!
der wahn ist kurz, die reu ist lang
lieblich in der bräute locken
spielt der jungfräuliche kranz
wenn die h~llen kirchenglocken
laden zu des festes glanz
ach! des lebens schönste feier
endigt auch den lebensmai
mit dem gürtel, mit dem schleier
reißt der schöne wahn entzwei
die leidenschaft flieht
die liebe muß bleiben
die blume verblüht
die frucht muß treiben
der mann muß hinaus
ins feindliche leben
muß wirken und streben
und pflanzen und schaffen
erlisten, erraffen
muß wetten und wagen
das glück zu erjagen
da strömet herbei die unendliche gabe
es füllt sich der speicher mit köstlicher habe
die räume wachsen, es dehnt sich das haus
und drinnen waltet
die züchtige hausfrau
die mutter der kinder
und herrschet weise
im häuslichen kreise
und lehret die mädchen
und wehret den knaben
und reget ohn ende
die fleißigen hände
ünd mehrt den gewinn
mit ordnendem sinn
und füllet mit schätzen die duftenden laden
und dreht um die schnurrende spindel den faden
und sammelt im reinlich geglätteten schrein
die schimmernde wolle, den schneeigten lein
und füget zum guten den glanz und den schimmer
und ruhet nimmer
und der vater mit frohem bl!ck
von des hauses weitschauendem giebel
überzählet sein blühend glück
siehet der pfosten ragende bäume
und der scheunen gefüllte räume
und die speicher, vom segen gebogen
und des kornes bewegte wogen
rühmt sich mit stolzem mund:
fest wie der erde grund
gegen des unglücks macht
steht mfr des hauses pracht! ~
doch mit des geschickes mächten
ist kein ew’ger bund zu flechten
und das unglück schreitet schnell
wohl! nun kann der guß beginnen
schön gezacket ist der bruch
doch, bevor wir’s lassen rinnen
betet einen frommen spruch!
stoßt den zapfen aus!
gott bewahr das haus
raudlend in des henkels bogen
schießts mit feuerbraunen wogen

wohltätig ist des feuers macht
wenn sie der mensch bezähmt, bewacht
und was er bildet, was er schafft
das dankt er dieser ;
doch furchtbar wird die himmelskraft
wenn sie der fessel sich entrafft
einhertritt auf der eignen spur
die freie tochter der natur
wehe, wenn sie losgelassen
wachsend ohne widerstand
durch die volkbelebten gassen
wälzt den ungeheuren brand!
denn die elemente hassen
das gebild der menschenhand
aus der wolke
quillt der segen
strömt der regen
aus der wolke, ohne wahl
zuckt der strahl!
hört ihr’s wimmern hoch vom turm!
das ist sturm!
rot wie blut
ist der himmel
das ist nicht des tages glut!
welch getümmel
straßen auf !
dampf wallt auf !
flackernd steigt die feuersäule
durch der straßen lange zeile
wächst es fort mit windeseile
kochend wie aus ofens rachen
glühn die lüfte, balken krachen
pfosten stürzen, fenster klirren
kinder jammern, mütter irren
tiere wimmern
unter trümmern
alles rennet, rettet, flüchtet
tagh~ll ist die nacht gelichtet
durch der hände lange kette
um die wette
fliegt der eimer, hoch im bogen
sprützen quellen, wasserwogen
heulend kommt der sturm geflogen
der die flamme brausend sucht
prasselnd in die dürre frucht
fällt sie, in des speichers räume
in der sparren dürre bäume
und als wollte sie im wehen
mit sich fort der erde wucht
reißen, in gewaltger flucht
wächst sie in des himmels höhen
riesengroß!
hoffnungslos
weicht der mensch der götterstärke
müßig sieht er seine werke
und bewundernd untergehn
leergebrannt
ist die stätte
wilder stürme rauhes bette
in den öden fensterhöhlen
wohnt das grauen
und des himmels wolken schauen
hoch hinein
einen bl!ck
nach dem grabe
seiner habe
sendet noch der mensch zurück ~
greift fröhlich dann zum wanderstabe
was feuers wut ihm auch geraubt
ein süßer trost ist ihm geblieben
er zählt die häupter seiner lieben
und sieh! ihm fehlt kein teures haupt

in die erd ist’s aufgenommen
glücklich ist die form gefüllt
wirds auch schön zu tage kommen
daß es fleiß und kunst vergilt?
wenn der guß mißlang?
wenn die form zersprang?
ach, vielleicht indem wir hoffen
hat uns unheil schon getroffen

dem dunkeln schoß der heilgen erde
vertrauen wir der hände tat
vertraut der sämann seine saat
und hofft, daß sie entkeimen werde
zum segen, nach des himmels rat
noch köstlicheren samen bergen
wir traurend in der erde schoß
und hoffen, daß er aus den särgen
erblühen soll zu schönerm los
von dem dome
schwer und bang
tönt die glocke
grabgesang
ernst begleiten ihre trauerschläge
einen wandrer auf dem letzten wege
ach! die gattin ists, die teure
ach! es ist die treue mutter
die der schwarze fürst der schatten
wegführt aus dem arm des gatten
aus der zarten kinder schar
die si.e blühend ihm gebar
die sie an der treuen brust
wachsen sah mit mutterl~st ~
ach! des hauses zarte bande
sind gelöst auf immerdar
denn sie wohnt im scha.ttenlande
die des hauses mutter war
denn es fehlt ihr treues walten
ihre sorge wacht nicht mehr
an verwaister stätte schalten
wird die fremde, liebeleer

bis die glocke sich verkühlet
laßt die strenge arbeit ruhn
wie im laub der vogel spielet
mag sich jeder gütlich tun
winkt der sterne licht
ledig aller pflicht
hört der bursch die vesper schlagen
meister muß sich immer plagen

munter fördert seine schritte
fern im wilden forst der wandrer
nach der lieben heimathütte
blöckend ziehen heim die schafe
und der rinder
breitgestirnte glatte scharen
kommen brüllend
die gewohnten ställe füllend
schwer herein
schw~nkt der wagen
kornbeladen
bunt von farben
auf den garben
liegt der kranz
und das junge volk der schnitter
fliegt zum tanz
markt und straße werden stiller
um des lichts gesellge flamme
sammeln sich die hausbewohner
und das stadttor schließt sich knarrend
schwarz bedecket
sich die erde
doch den sichern bürger schrecket
nicht die nacht
die den bösen gräßlich wecket
denn das auge des gesetzes wacht
heilge ordnung, segenreiche
himmelstochter, die das gleiche
frei und leicht und freudig bindet
die der städte bau gegründet
die herein von den gefilden
rief den ungesellgen wilden
eintrat in der menschen hütten
sie gewöhnt’ zu sanften sitten
und das teuerste der bande
wob, den trieb zum vaterlande!

tausend fleißge hände regen
helfen sich in munterm bund
und in feurigem bewegen
werden alle kräfte kund
meister rührt sich und geselle
in der freiheit heilgem schutz
jeder freut sich seiner stelle
bietet dem verächter trutz
arbeit ist des bürgers zierde
segen ist der mühe preis
ehrt den könig seine würde
ehret uns der hände fleiß

holder friede
süße eintracht
weilet, weilet
freundlich über dieser stadt!
möge nie der tag erscheinen
wo des rauhen krieges horden
dieses stille tal durchtoben
wo der himmel
den des abends sanfte röte
lieblich malt
von der dörfer, von der städte
wildem brande schrecklich strahlt!

nun zerbrecht mir das gebäude
seine absicht hats erfüllt
daß sich herz und auge weide
an dem wohlgelungnen bild
schwingt den hammer, schwingt
bis der mantel springt
wenn die glock soll auferstehen
muß die form in stücken gehen

der meister kann die form zerbrechen
mit weiser hand, zur rechten zeit
doch wehe, wenn in flammenbächen
das glühnde erz sich selbst befreit!
blindwütend mit des donners krachen
zersprengt es das geborstne haus
und wie aus offnem höllenrachen
speit es verderben zündend aus;
wo rohe kräfte sinnlos walten
da kann sich kein gebild gestalten
wenn sich die völker selbst befrein
da kann die wohlfahrt nicht gedeihn

weh, wenn sich in dem schoß der städte
der feuerzunder still gehäuft
das volk, zerreißend seine kette
zur eigenhilfe schrecklich greift!
da zerret an der glocke strängen
der aufruhr, daß sie heulend schallt
und nur geweiht zu friedensklängen
die losung anstimmt zur gewalt

freiheit und gleichheit! hört man schallen
der ruh’ge bürger greift zur wehr;
die straßen füllen sich, die hallen
und würgerbanden ziehn umher
da werden weiber zu hyänen
und treiben mit entsetzen scherz
noch zuckend, mit des panthers zähnen
zerreißen sie des feindes herz
nichts heiliges ist mehr, es lösen
sich alle bande frommer scheu
der gute räumt den platz dem bösen
und alle laster walten frei
gefährlich ists den leu zu wecken
verderblich ist des tigers zahn
jedoch der schrecklichste der schrecken
das ist der mensch in seinem wahn
weh denen, die dem ewigblinden
des lichtes himmelsfackel leihn!
sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
und äschert städt und länder ein

freude hat mir gott gegeben!
sehet! wie ein goldner stern
aus der hülse, blank und eben
schält sich der metallne kern
von dem helm zum kranz
spielts wie sonnenglanz
auch des wappens nette schilder
loben den erfahrnen bilder

herein! herein!
gesellen alle, schließt den reihen
daß wir die glocke taufend weihen
concordia soll ihr name sein
zur eintracht, zu herzinnigem vereine
versammle sie die liebende gemeine
und dies sei fortan ihr beruf
wozu der meister sie erschuf :
hoch überm niedern erdenleben
soll sie in blauem himmelszelt
die nachbarin des donners schweben
und grenzen an die sternenwelt
soll eine stimme sein von oben
wie der gestirne h~lle schar
die ihren schöpfer wandelnd loben
und führen das bekränzte jahr
nur ewigen und ernsten dingen
sei ihr metallner mund geweiht
und stündlich mit den schnellen schwingen
berühr im fluge sie die zeit
dem schicksal leihe sie die zunge
selbst herzlos, ohne mitgefühl
begleite sie mit ihrem schwunge
des lebens wechselvolles spiel
und wie der klang im ohr vergehet
der mächtig tönend ihr entschallt
so lehre sie, daß nichts bestehet
daß alles irdische verhallt

jetzo mit der kraft des stranges
wiegt die glock mir aus der gruft
daß sie in das reich des klanges
steige, in die himmelsluft
ziehet, ziehet, hebt!
sie bewegt sich, schwebt
freude dieser stadt bedeute
friede sei ihr erst geläute


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