lirik lagu kunze heinz rudolf - die fuetterung
die fenster sind verdunkelt.
das telefon ist stumm.
die klingel hab ich abgestellt,
nun bringe ich dich um.
doch bitte, mutter, setz dich.
du hast noch etwas zeit.
so leicht kommst du mir nicht davon
aus der vergangenheit.
du isst jetzt diesen kuchen.
es ist fuer dich allein.
bedien dich, mutter, lang nur zu,
er muss gegessen sein.
du hast es immer gut gemeint.
mir hat’s an nichts gefehlt.
ich war ein schlechter esser, doch
du hast mir’s reingequaelt.
schrei nur, mutter. niemand kann dich h–ren.
mund auf, mutter. niemand wird uns stoeren.
“der junge braucht reservern!
er ist doch haeufig krank!”
so hast du dich verteidigt, doch
ich weiss dir keinen dank.
im sport war ich ein nilpferd.
der lehrer hat getobt.
ich kaempfte blind vor traenen, doch
er hat mich nie gelobt.
so nebenbei beim essen
bekam man vieles mit.
dein krieg mit grossmama zum beispiel:
h-ss auf schritt und tritt.
du nahmst sie in die ehe mit.
den mann hat’s nicht gefreut.
jedoch er tat es gern fuer dich.
das hat er laengst bereut.
schrei nur, mutter. niemand kann dich h–ren.
mund auf, mutter. niemand wird uns stoeren.
sie hat dich viel gepruegelt.
das gabst du ihr zurueck.
du toetest die greisin mit
rhetorischem geschick.
zehn jahre hat’s gedauert.
man wies dir nie was nach.
ich aber wusste, es war mord,
wenn ich mich nachts erbrach.
ich kam dann in die jahre,
wo man ein maedchen will.
ich hatte grosse wuensche,
doch keins hielt fuer mich still.
du sagtest dann: das kommt noch.
du bist auch viel zu jung.
ich fr-ss mir die entbehrung weg
und rieb mich selbst in schwung.
schrei nur, mutter. niemand kann dich h–ren.
mund auf, mutter. niemand wird uns stoeren.
du warst ja stets nur hausfrau.
du hast es selbst gewollt.
hast vater den beruf missgoennt
und dich dann eingeschmollt.
ich konnte nachts kaum schlafen,
ich h–rte euren streit.
wann immer er nachhausekam,
verfolgte ihn dein neid.
du weisst, er war erflogreich.
was sollte er auch tun.
dein wohldosiertes ehegift,
es machte nie immun.
ich seh noch deine traenen
am grab von grossmama –
nicht lange mehr, dann stirbt auch er,
und du stehst heulend da.
schrei nur, mutter. niemand kann dich h–ren.
mund auf, mutter. niemand wird uns stoeren.
ich werde nichts vertuschen.
ich gebe alles zu.
ich gehe selbst zur polizei,
denn schuld am mord bist du.
das sind jetzt zwoelf stueck torte.
sag, mutter, ist dir schlecht?
jetzt red ich. ich stopfe dir
das maul. das ist gerecht.
schrei nur, mutter. niemand kann dich h–ren.
mund auf, mutter. niemand wird uns stoeren.
(mit nachdruck machte ich darauf aufmerksam, d-ss dieses lied
nicht meiner mutter gewidmet ist!)
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