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lirik lagu johann rudolf zumsteeg - die entführung

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“knapp’, sattle mir mein dänenroß
daß ich mir ruh’ erreite!
es wird mir hier zu eng’ im schloß;
ich will und muß ins weite!”?
so rief der ritter karl in hast
voll angst und ahnung, sonder rast
es schien ihn fast zu plagen
als hätt’ er wen erschlagen

er sprengte, daß es funken stob
hinunter von dem hofe;
und als er kaum den bl!ck erhob
sieh da! gertrudens zofe!
zusammenschrak der rittersmann;
es packt ihn wie mit krallen an
und schüttelt ihn wie fieber
hinüber und herüber

“gott grüß’ euch, edler junger herr!
gott geb’ euch heil und frieden!
mein armes fräulein hat mich her
zum letzten mal beschieden
verloren ist euch trudchen’s hand!
dem junker plump von pommerland
hat sie vor aller ohren
ihr vater zugeschworen.”
“”mord!”” flucht er laut, bei schwert und spieß
“”wo karl dir noch gelüstet
so sollst du tief in’s burgverlies
wo molch und unke nistet
nicht rasten will ich tag und nacht
bis daß ich nieder ihn gemacht
das herz ihm ausgerissen
und das dir nachgeschmissen.””

jetzt in der kammer zagt die braut
und zuckt vor herzenswehen
und ächzet tief und weinet laut
und wünschet zu vergehen
ach! gott, der herr, muß ihrer pein
bald muß und wird er gnädig sein
hört ihr zur trauer läuten
so wißt ihr’s auszudeuten.?

“”geh, meld’ ihm, daß ich sterben muß!””
rief sie mit tausend zähren
“”geh, bring’ ihm, ach! den letzten gruß
den er von mir wird hören!
geh unter gottes schutz und bring
von mir ihm diesen goldnen ring
und dieses wehrgehenke
wobei er mein gedenke!””?
zu ohren braust’ ihm, wie ein meer
die schreckenspost der dirne
die berge w~nkten um ihn her
es flirrt’ ihm vor der stirne
doch jach, wie windeswirbel fährt
und rührig laub und staub empört
ward seiner lebensgeister
verzweiflungsm~th nun meister

“gottslohn! gottslohn! du treue magd
kann ich’s dir nicht bezahlen
gottslohn! daß du mir’s angesagt
zu hunderttausend malen
bis wohlgemuth und tummle dich!
flugs tummle dich zurück und sprich:
wär’s auch aus tausend ketten
so wollt’ ich sie erretten!

bis wohlgemuth und tummle dich!
flugs tummle dich von hinnen!
ha! riesen, gegen hieb und stich
wollt’ ich sie abgewinnen
sprich: mitternachts, bei sternenschein
wollt’ ich vor ihrem fenster sein
mir geh’ es, wie es gehe!
wohl, oder ewig wehe
risch auf und fort!”? wie sporen trieb
des ritters wort die dirne
tief holt’ er wieder luft und rieb
sich’s klar vor aug’ und stirne
dann schwenkt’ er hin und her sein roß
daß ihm der schweiß vom buge floß
bis er sich rath ersonnen
und den entschluß gewonnen

drauf ließ er heim sein silberh~rn
von dach und zinnen schallen
herangesprengt durch korn und dorn
kam stracks ein heer vasallen
draus zog er mann bei mann hervor
und raunt’ ihm heimlich ding in’s ohr:?
“wolauf! wolan! seid fertig
und meines h~rns gewärtig!”?

als nun die nacht gebirg’ und thal
vermummt in rabenschatten
und hochburg’s lampen überall
schon ausgeflimmert hatten
und alles tief entschlafen war
doch nur das fräulein immerdar
voll fieberangst noch wachte
und seinen ritter dachte:

da horch! ein süßer liebeston
kam leis’ emporgeflogen
“ho, trudchen, ho! da bin ich schon!
risch auf! dich angezogen!
ich, ich, dein ritter, rufe dir;
geschwind, geschwind herab zu mir!
schon wartet dein die leiter;
mein klepper bringt dich weiter.”?

“ach nein, du herzens~karl, ach nein!
still, daß ich nichts mehr höre!
entränn’ ich, ach! mit dir allein
dann wehe meiner ehre!
nur noch ein letzter liebeskuß
sei, liebster, dein und mein genuß
eh’ ich im todtenkleide
auf ewig von dir scheide.”?

“ha, kind! auf meine rittertreu
kannst du die erde bauen
du kannst, beim himmel! froh und frei
mir ehr’ und leib vertrauen
risch geht’s nach meiner mutter fort
das sacrament vereint uns dort
komm, komm! du bist geborgen
laß gott und mich nur sorgen!”?

“mein vater!… ach! ein reichsbaron!…
so stolz von ehrenstamme!…
laß ab! laß ab! wie beb’ ich schon
vor seines zornes flamme!
nicht rasten wird er tag und nacht
bis daß er nieder dich gemacht
das herz dir ausgerissen
und das mir vorgeschmissen.”?

“ha, kind! sei nur erst sattelfest
so ist mir nicht mehr bange.?
dann steht uns offen ost und west.?
o zaudre nicht zu lange!
horch, liebchen, horch!? was rührte sich? ?
um gottes willen! tummle dich!
komm, komm! die nacht hat ohren;
sonst sind wir ganz verloren.”?

das fräulein zagte,? stand, ? ich stand, ?
es graust’ ihr durch die glieder.?
da griff er nach der schwanenhand
und zog sie flink hernieder
ach! was ein herzen, mund und brust
mit rang und drang, voll angst und l~st
belauschten jetzt die sterne
aus hoher himmelsferne!?

er nahm sein lieb mit einem schwung
und schw~ng’s auf den polacken
hui! saß er selber auf und schlung
sein heerh~rn um den nacken
der ritter hinten, trudchen vorn
den dänen trieb des ritters sp~rn
die peitsche den polacken
und hochburg blieb im nacken.?

ach! leise hört die mitternacht!
kein wörtchen ging verloren
im nächsten bett war aufgewacht
ein paar verrätherohren
des fräuleins sittenmeisterin
voll gier nach schnödem geldgewinn
sprang hurtig auf, die thaten
dem alten zu verrathen

“hallo! hallo! herr reichsbaron!?
hervor aus bett und kammer!?
eu’r fräulein trudchen ist entflohn
entflohn zu schand und jammer!
schon reitet karl von eichenhorst
und jagt mit ihr durch feld und forst
geschwind! ihr dürft nicht weilen
wollt ihr sie noch ereilen.”

hui! auf der freiherr, hui! heraus
bewehrte sich zum streite
und donnerte durch hof und haus
und weckte seine leute.?
“heraus, mein sohn von pommerland!
sitz auf! nimm lanz’ und schwert zur hand!
die braut ist dir gestohlen;
fort, fort! sie einzuholen!”?

rasch ritt das paar im zwielicht schon
da horch!? ein dumpfes rufen ?
und horch!? erscholl ein donnerton
von hochburg’s pferdehufen;
und wild kam plump, den zaum verhängt
weit, weit voran dahergesprengt
und ließ zu trudchens grausen
vorbei die lanze sausen.?

“halt an! halt an! du ehrendieb
mit deiner losen beute!
herbei vor meinen klingenhieb!
dann raube wieder bräute!
halt an, verlaufne buhlerin
daß neben deinen schurken hin
dich meine rache strecke
und schimpf und schand’ euch decke!”?

“das leugst du, plump von pommerland
bei gott und ritterehre!
herab! herab! daß schwert und hand
dich andre sitte lehre.?
halt trudchen, halt’ den dänen an!?
herunter, junker grobian
herunter von der mähre
daß ich dich sitte lehre!”?

ach! trudchen, wie voll angst und noth!
sah hoch die säbel schwingen
h~ll funkelten im morgenroth
die damascenerklingen
von kling und klang, von ach und krach
ward rundumher das echo wach;
von ihrer fersen stampfen
begann der grund zu dampfen

wie wetter schlug des liebsten schwert
den ungeschliffnen nieder
gerdtrudens held blieb unversehrt
und plump erstand nicht wieder.?
nun weh, o weh! erbarm’ es gott!
kam fürchterlich, galop und trott
als karl kaum ausgestritten
der nachtrab angeritten.?

trarah! trarah! durch feld und wald
ließ karl sein h~rn nun schallen
sieh da! hervor vom hinterhalt
hop hop! sein heer vasallen.?
“nun halt, baron, und hör’ ein wort!
schau auf! erbl!ckst du jene dort?
die sind zum schlagen fertig
und meines winks gewärtig

halt an! halt an! und hör’ ein wort
damit dich nichts gereue!
dein kind gab längst mir treu’ und wort
und ich ihm wort und treue
willst du zerreißen herz und herz?
soll dich ihr blut, soll dich ihr schmerz
vor gott und welt verklagen?
wolan! so laß uns schlagen!

noch halt! bei gott beschwör’ ich dich!
bevor’s dein herz gereuet
in ehr’ und züchten hab’ ich mich
dem fräulein stets geweihet
gib… vater!… gib mir trudchen’s hand!?
der himmel gab mir gold und land
mein ritterruhm und adel
gottlob! trotzt jedem tadel.”

ach! trudchen, wie voll angst und noth!
verblüht’ in todesblässe
vor zorn der freiherr heiß und roth
glich einer feueresse.?
und trudchen warf sich auf den grund;
sie rang die schönen hände wund
und suchte baß mit thränen
den eifrer zu versöhnen

“o vater, habt barmherzigkeit
mit euerm armen kinde!
verzeih’ euch, wie ihr uns verzeiht
der himmel auch die sünde!
glaubt, bester vater, diese flucht
ich hätte nimmer sie versucht
wenn vor des junkers bette
mich nicht geekelt hätte.?

wie oft habt ihr auf knie und hand
gewiegt mich und getragen!
wie oft: du herzenskind! genannt
du trost in alten tagen!
o vater, vater! denkt zurück!
ermordet nicht mein ganzes glück!
ihr tödtet sonst daneben
auch eures kindes leben.”?

der freiherr warf sein haupt herum
und wies den krausen nacken
der freiherr rieb, wie taub und stumm
die dunkelrauhen backen.?
vor wehmuth brach ihm herz und bl!ck;
doch schlang er stolz den strom zurück
um nicht durch vaterthränen
den rittersinn zu höhnen.?

bald sanken zorn und ungestüm
das vaterherz wuchs über;
von h~llen zähren strömten ihm
die stolzen augen über.?
er hob sein kind vom boden auf
er ließ der herzensflut den lauf
und wollte schier vergehen
vor wundersüßen wehen.?

“nun wol! verzeih’ mir gott die schuld
so wie ich dir verzeihe!
empfange meine vaterhuld
empfange sie auf’s neue!
in gottes namen, sei es drum!”?
hier wandt’ er sich zum ritter um?
“da! nimm sie meinetwegen
und meinen ganzen segen!

komm, nimm sie hin, und sei mein sohn
wie ich dein vater werde!
vergeben und vergessen schon
ist jegliche beschwerde
dein vater, einst mein ehrenfeind
der’s nimmer hold mit mir gemeint
that vieles mir zum hohne
ihn haßt’ ich noch im sohne

mach’s wieder gut! mach’s gut, mein sohn
an mir und meinem kinde!
auf daß ich meiner güte lohn
in deiner güte finde
so segne dann, der auf uns sieht
euch segne gott von glied zu glied!
auf! wechselt ring’ und hände!
und hiermit lied am ende!”


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