lirik lagu hanns dieter hüsch - freiheit, gleichheit, brüderlichkeit!
freiheit, gleichheit brüderlichkeit
alle haben nichts dagegen
freiheit, gleichheit brüderlichkeit –
von wegen!
grundgesetz artikel 3:
alle menschen sind vor dem gesetze gleich
doch nach dem gesetz haben sie ein blaues auge –
wie kommt das?
freiheit, gleichheit brüderlichkeit
das sind drei schöne worte
freiheit, gleichheit brüderlichkeit
von der abstrakten sorte
vor gott sind alle menschen gleich
das spricht sich langsam rum
doch hinter ihm, da geht das nicht
man dreht die worte um
für freiheit, gleichheit brüderlichkeit
das steht auf vielen fahnen
doch klappt das meistens nie so ganz
für alle untertanen!
grundgesetz artikel 3:
alle menschen sind vor dem gesetze gleich
doch nach dem gesetz kriegen sie was aufs maul –
wie kommt das, wie kommt das?
freiheit, gleichheit brüderlichkeit
wir wollen’s mal untersuchen
freiheit, gleichheit brüderlichkeit
statt resigniert zu fluchen
mal einfach untersuchen
mal einfach untersuchen!
freiheit – hach – wollen alle
keiner hat was dagegen –
im gegenteil!
freiheit – das ist was, das hat was!
die frei-heit muss nach wie vor gewahrt bleiben
die freiheit des redens, die freiheit der gedanken
die freiheit des bauches, die freiheit des p-n-s
die freiheit der kunst, die freiheit der religion
die freiheit der wissenschaft – ja was haben wir noch?
ähhh –
die freiheit der presse, die freiheit der wirtschaft –
na eben die frei-heit-hu-heeh!
die freiheit, die freiheit
die frei-, die frei-
die freiheit der wahlen, die freiheit der freiheit –
ich bin so frei!
wir müssen einmal ganz frei von irgendwelchen dingen, junger freund –
frei von der leber weg!
sie haben da völlige freiheit!
diese freiheit mein ich – nein, dagegen hat niemand was!
oberstes ziel und wie derlei worte und werte alle heißen!
apropos werte: brüderlichkeit ist ja auch ein schöner wert – aber jaaa doch!
da hat auch niemand was dagegen!
alle sind für brüderlichkeit, das ist doch ganz klar!
brüderlichkeit, das ist doch das mit der nächstenliebe –
nein, das ist eine prima sache!
da sind alle dabei – wie bei der glücksspirale –
da machen alle mit
ja, ja, ja, ja!
das steckt uns auch in fleisch und blut
das verlangen schon die einfachsten regeln des anstands
außerdem, hat ja die kirche mächtig dran gearbeitet, an der brüderlichkeit!
nein, das ist eine selbstverständlichkeit: “schlag ein, du menschenbruder!”
die brüderlichkeit kennt doch keine grenzen, das l-ssen sich alle menschen gefallen
da brauchen wir gar kein sterbenswörtchen mehr darüber zu verlieren!
also, nun – ähem – nun fehlt uns also nur noch die gleichheit!
ja und die fehlt uns wirklich!
da haperts, da entstehen lange gesichter –
da geht ein unbehagen durch die reihen!
“ja, gleichheit, ja – äh – wie meinen sie das?
meinen sie, d-ss wir alle gleich sind –
oder wie meinen sie das?”
“also, ich will es mal so sagen:
ich bin durchaus für gleiche gerechte verhältnisse
aber nicht für gleichmacherei –
das wär ja dann kommunismus!”
ein anderer sagte mir: “ja, wenn wir alle gleich wären – o – ho – ho – ho – ho – hooo –
das wäre ja langweilig!”
und das ist ja schließlich auch ein politisches motiv!
ein dritter sagte: “also sehen sie einmal, das ist ja schon einmal von der natur aus gar nicht möglich!
der eine bub kommt, sagen wir mal, mit acht pfund auf die welt und der andere nur mit fünfeinhalb pfund, nicht? ja, sogar frau natur macht da schon so ganz kleine aber präzise unterschiede!”
“seh’n sie einmal, ich bin professor”, sagt ein herr zu mir, “ich bin ein arbeitersohn!
heute besteht doch für jeden die möglichkeit sich nach oben zu strampeln, aber man kann doch wirklich nicht verlangen, d-ss ein müllmann so viel verdient wie ein akademiker, der erst einmal jahre geld in sein studium hineinpumpen muss!
chancengleichheit – chancengleichheit, d’accord! aber nicht dieses sozialistische wischi-waschi: alle sind gleich!
das wär ja dann auch kein anreiz mehr. für den einzelnen, wenn dann alles so grau in grau ist
ich bin durchaus für den abbau des sozialen gefälles – bin ich durchaus dafür, aber irgendwo muss auch eine grenze sein!
sehen sie einmal: die armen sind ja eigentlich gar nicht so arm, wie sie immer sagen
die kriegen das nur von einer ganz bestimmten politischen richtung, über die ich mich hier nicht äußern will, eingetrichtert – richtig!
und ganz abgesehen davon ich sehe auch gar nicht ein, warum alles nach unten nivelliert werden soll!
da können wir ja gleich den kommunismus einführen!
niemand kann doch heute – also – niemand kann doch heute sagen, d-ss sich in unserer gesellschaft rangunterschiede sich noch gesellschaftlich äußern!
also wozu dann das ganze gerede von der gleichheit?”
ja – wozu?
freiheit, gleichheit brüderlichkeit
irgend etwas stimmt da nicht
denn freiheit und auch brüderlichkeit
haben kein gewicht!
wenn nicht gleichheit hier auf erden
kann die freiheit auch nicht werden
und auch nicht die brüderlichkeit –
es wird allerhöchste zeit!
gleichheit, gleichheit, menschlichkeit
gleichheit, gleichheit, freundlichkeit
gleichheit, gleichheit, einigkeit
gleichheit, gleichheit, menschlichkeit!
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